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SL Mitgliedertreffen und Diskussion: Feministische Klassenpolitik
13. Juni 2018, 18:30
Offenes Treffen der SL. Alle Interessierten sind herzlich willkommen!
Tagesordnung:
- Einführung und Diskussion: Feministische Klassenpolitik
- Auswertung d. Landesparteitags und des Bundesparteitags
- Veranstaltungsplanung für das 2. Halbjahr 2018
Themenschwerpunkt: Feministische Klassenpolitik
In den letzten Jahren haben feministische Kämpfe an Bedeutung gewonnen. Beispiele hierfür sind die women’s marches in den USA, der Kampf für das Recht auf Abtreibung in Irland oder Aktionen gegen den Paragraph 219a in Deutschland. Gleichzeitig gelingt es rechten Parteien und Bewegungen, in der fortdauernden organischen Krise des Neoliberalismus einen verbreiteten und zum Teil berechtigten Unmut aufzunehmen, zu artikulieren und mobilisierungsfähig zu machen: Unmut über eine Gesellschaft, die die Anliegen der Vielen mit Füßen tritt und in der obszöner Reichtum einhergeht mit wachsenden Existenznöten und sozialen Ungleichheiten; Unmut über eine Gesellschaft, in der demokratische Strukturen und Verfahren ausgehöhlt wurden und in der anhaltender Flexibilitäts- und Marktdruck für die allermeisten Dauerstress bedeutet, es praktisch unmöglich macht, Lohnarbeit, Reproduktionsnotwendigkeiten und sonstige Ansprüche ans Leben ins Lot zu bringen. Diese »Bruchstellen des Neoliberalismus« werden von der Rechten wirkungsvoll aufgenommen, so dass sie zuweilen den sichtbarsten Pol des ‹Widerstands› gegen den Status Quo zu bilden scheint. Mit ihrer Mobilisierung gegen «Genderwahn», «Frühsexualisierung» und «Ehe für alle» organisiert sie Angriffe auf Errungenschaften der Frauenbewegung und von LGBTIQs sowie auf all jene, die dem Bild heterosexueller, weißer ‹Normalbürger› nicht entsprechen wollen oder können. Indem sie national-soziale, scheinbar einfache Lösungen anbietet, die auf ein vermeintlich homogenes und harmonisches Kollektiv rekurrieren, drängt sie emanzipatorische Kräfte in die Defensive.
Innerhalb der gesellschaftlichen Linken hat diese Konstellation ein verstärktes Nachdenken auch über die eigenen Praxen angeregt und vorhandenen Ansätzen alltagsorientierter, verbindender und organisierender Politiken breitere Aufmerksamkeit beschert. Außerdem hat sie – auf verquere Art und Weise – die Frage nach der Bedeutung von Klassenverhältnissen prominent und neu auf eine linke Agenda gesetzt. Das geballte Nacheinander des Aufstiegs der AfD in Deutschland, des BREXIT in Großbritannien und schließlich des Sieges von Donald Trump in den USA hat die Diskussion aufgedrängt, warum auch Teile der Arbeiterklasse ihre Frustration mit den uneingelösten Versprechen des Neoliberalismus am besten durch rechte Parteien und Bewegungen ausgedrückt sahen.
Wieso gelingt ausgerechnet der Rechten die Artikulation eines Anti-Neoliberalismus? Was hat dies mit den linken Politiken der letzten Jahrzehnte zu tun? Und vor allem: Wieso lassen sich Feminismus und Frauenbewegung – aka ›Genderwahn‹ – so problemlos als Teil des verachteten Establishments angreifen? Was bedeutet all das für künftige feministische Antworten, wie könnte ein Feminismus aussehen, der sich diesen Fragen stellt, gar eine feministische Klassenpolitik formuliert?
In ihrem Text „Feminism is for everyone“ gibt Barbara Fried einige Antworten, die wir gemeinsam diskutieren werden.
Weitere Literaturhinweise:
- Nancy Fraser: Für eine neue Linke oder das Ende des progressiven Neoliberalismus
- Frigga Haug: Zur Theorie der Geschlechterverhältnisse
*Die Veranstaltung findet auf Einladung von Deniz Celik in der Lilienstraße 15 statt.